Diese Geschichte von Heinrich Baryll spielt im Hotel Central,
bekannt aus dem gleichnamigen Vorlesemusical
Inkognito
von Heinrich Baryll
Als Hubertus Feidt das Zimmer 7 des Hotels Central betrat, zog er zunächst eine Augenbraue in die Höhe, dann aber musste er grinsen: Die beiden letzten Male in Düsseldorf hatte er zunächst im Breidenbacher Hof logiert, dann im Interconti. Und nun diese Absteige. Wunderbar: die perfekte Tarnung. Nachdem er sorgsam die wenigen Kleidungsstücke aus seinem Pilotenkoffer im muffigen Kleiderschrank verstaut und den Inhalt des Kulturbeutels auf der Ablage im Bad aufgereiht hatte, rückte er den
Sonntag, 24. August 2008
Eroica
Napoleon schwitzt, beißt die Zähne zusammen und rührt in der Luft. Er schiebt Luftmoleküle nach rechts. Er schiebt Luftmoleküle nach links. Er drückt sie nach oben, wedelt sie von sich weg und knetet sie durch. Er schlägt einige Moleküle mit der flachen Hand platt. Das Orchester antwortet mit einem gewaltigen Akzent. Napoleon lässt die Finger durch die Luft flattern, die Geigen tremolieren pianissimo; die zweite Oboe erhält einen winzigen Wink und spielt einen Halbtonseufzer.
Von außen
Donnerstag, 10. April 2008
Genesis 1: Gott und Darwin erschaffen die Welt
„So!“, sagte Gott und krempelte die Ärmel hoch. „Jetzt fang ich an. Abgabetermin war noch mal wann? Nächsten Sonntag. Hmm, das wird natürlich ziemlich knapp. Macht aber nichts.“
Gott war ein sonniges Gemüt und ließ sich durch unmögliche Aufgaben nicht aus der Ruhe bringen. Notfalls mogelte er mit Wundern.
Er nahm eine große Handvoll Nichts und drückte es zu einem erbsengroßen Bällchen zusammen. Er fügt einige weitere Handvoll hinzu und drückte wieder, das wiederholte er noch eine Menge Male,
Freitag, 22. Juni 2007
Schlaflos in Benrath
Sophia Vandergilt hatte Schlafprobleme.
Das ist keinesfalls so zu verstehen, dass sie nicht hätte schlafen können. Sie konnte schlafen. Tagsüber und außerhalb dafür entworfener Möbelstücke.
In der Straßenbahn zum Beispiel schlief sie mit schöner Regelmäßigkeit nach spätestens 90 Sekunden. Auch im Stehen. Manchmal musste sie dann ein paar Stationen wieder zurückfahren. Pech, wenn das länger als 90 Sekunden dauerte. Ihre Lieblingslinie war deshalb die 706, die im Kreis fuhr, da ließ sich viel
Montag, 18. Juni 2007
In der Reihe: tollkühne Grenzerfahrungen: Elfi Hentschels Urlaubsberichte
Bei strömendem Regen über den kahlen Asten
Elfi Hentschel schreckt vor nichts zurück
Längst habe ich Winterberg, den letzten Vorposten der Zivilisation mit seinen anheimelnden Handarbeitsgeschäften und Sprungschanzen, hinter mir gelassen und sehe mich umzingelt von dunkelgrauen Wolkenmassen und überschwemmten Wiesen. Bäume stehen dicht und sehr nass rechts und links vom Weg.
Ein letzter Blick auf die Hauptstraße, dann tauche ich nach rechts in die Wildnis ein. Der Pfad ist fast nicht zu sehen, alles ist von der Wasserdampfschicht auf meinen Brillengläsern verdeckt.