Julia Hagemann
 
 
 
Hier sammle ich einige meiner Texte, lustige und weniger lustige, zum Schmökern für lesehungrige Besucher und -innen. 
Unter „Inhaltsverzeichnis“ finden Sie alle, auf dieser Seite die jeweils neuesten Einträge.



Das Wagenwunder
aus dem Evangelium des Leopold, 26. Kapitel

14 Und es begab sich, dass Schmutz anhaftete dem Wagen des Herrn Schmolzen, und die Kotflügel seines Gefährts waren voller Staub. 
15 Da erhob Herr Schmolz seinen Blick zum Herrn und sprach: "Siehe, der Herr hat werden lassen Schmutz auf meinem Gefährt und Kot auf seinen Flügeln, so will ich nun hingehen und es reinigen, auf dass sein Glanz wieder scheine über allem Volk." 
16 Und er ging hin und brachte seinen Wagen an die Stätte, die da heißet Karawasch, das ist verdolmetscht: Wagenwäsche, auf dass man ihn reinige.
17 Und siehe, es brach ein großer Strahl reinen Wassers hervor und ging nieder auf sein Dach, und es schäumete sehr.
18 Und alsobald rannen herab Schaum und Schmutz und versickerten im Boden.
19 Da blies er seinen Atem auf den Kotflügel und legte die Spitze seines Fingers an ihn, und siehe, es blieb kein Schmutz an seinem Finger und kein Staub an seiner Hand.
20 Und Herr Schmolz nahm heraus einen Beutel mit Silberlingen, dankte, öffnete ihn und zahlte an der Kasse, denn sie hatten sonst keine Möglichkeit zur Zahlung.
21 Und er fuhr wieder davon, preisete und lobte Gott: "Groß sind die Wunder des Herrn, denn siehe, mein Wagen war staubig, und er ist rein geworden, mein Gefährt war voller Schmutz, nun aber leuchtet es wieder über allem Volk."
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Diese Geschichte von Heinrich Baryll spielt im Hotel Central,
bekannt aus dem gleichnamigen Vorlesemusical
Inkognito
von Heinrich Baryll
 
 
Als Hubertus Feidt das Zimmer 7 des Hotels Central betrat, zog er zunächst eine Augenbraue in die Höhe, dann aber musste er grinsen: Die beiden letzten Male in Düsseldorf hatte er zunächst im Breidenbacher Hof logiert, dann im Interconti. Und nun diese Absteige. Wunderbar: die perfekte Tarnung. Nachdem er sorgsam die wenigen Kleidungsstücke aus seinem Pilotenkoffer im muffigen Kleiderschrank verstaut und den Inhalt des Kulturbeutels auf der Ablage im Bad aufgereiht hatte, rückte er den
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Sonntag, 24. August 2008
Eroica
 
Napoleon schwitzt, beißt die Zähne zusammen und rührt in der Luft. Er schiebt Luftmoleküle nach rechts. Er schiebt Luftmoleküle nach links. Er drückt sie nach oben, wedelt sie von sich weg und knetet sie durch. Er schlägt einige Moleküle mit der flachen Hand platt. Das Orchester antwortet mit einem gewaltigen Akzent. Napoleon lässt die Finger durch die Luft flattern, die Geigen tremolieren pianissimo; die zweite Oboe erhält einen winzigen Wink und spielt einen Halbtonseufzer.
Von außen
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Donnerstag, 10. April 2008
Genesis 1: Gott und Darwin erschaffen die Welt
 
 
„So!“, sagte Gott und krempelte die Ärmel hoch. „Jetzt fang ich an. Abgabetermin war noch mal wann? Nächsten Sonntag. Hmm, das wird natürlich ziemlich knapp. Macht aber nichts.“
Gott war ein sonniges Gemüt und ließ sich durch unmögliche Aufgaben nicht aus der Ruhe bringen. Notfalls mogelte er mit Wundern.
Er nahm eine große Handvoll Nichts und drückte es zu einem erbsengroßen Bällchen zusammen. Er fügt einige weitere Handvoll hinzu und drückte wieder, das wiederholte er noch eine Menge Male,
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Freitag, 22. Juni 2007
Schlaflos in Benrath
 
Sophia Vandergilt hatte Schlafprobleme.
Das ist keinesfalls so zu verstehen, dass sie nicht hätte schlafen können. Sie konnte schlafen. Tagsüber und außerhalb dafür entworfener Möbelstücke.
In der Straßenbahn zum Beispiel schlief sie mit schöner Regelmäßigkeit nach spätestens 90 Sekunden. Auch im Stehen. Manchmal musste sie dann ein paar Stationen wieder zurückfahren. Pech, wenn das länger als 90 Sekunden dauerte. Ihre Lieblingslinie war deshalb die 706, die im Kreis fuhr, da ließ sich viel
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Montag, 18. Juni 2007
In der Reihe: tollkühne Grenzerfahrungen: Elfi Hentschels Urlaubsberichte
Bei strömendem Regen über den kahlen Asten
Elfi Hentschel schreckt vor nichts zurück
 
 
 
Längst habe ich Winterberg, den letzten Vorposten der Zivilisation mit seinen anheimelnden Handarbeitsgeschäften und Sprungschanzen, hinter mir gelassen und sehe mich umzingelt von dunkelgrauen Wolkenmassen und überschwemmten Wiesen.  Bäume stehen dicht und sehr nass rechts und links vom Weg.
Ein letzter Blick auf die Hauptstraße, dann tauche ich nach rechts in die Wildnis ein. Der Pfad ist fast nicht zu sehen, alles ist von der Wasserdampfschicht auf meinen Brillengläsern verdeckt.
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