Künstler-Piokravieh
Ich wollte ja schon in der Kindertheatergruppe immer Schneewittchen oder die schöne Bauerstochter spielen, wurde aber regelmäßig als ältester Zwerg, linker Drachenkopf, billiger Jakob oder Zettel der Weber besetzt. Das Leben ist tragisch! Deshalb hab ich dann meine Klavierlehrerin mit dem Vorhaben geschockt, mich hauptamtlich der Musik widmen zu wollen. („Was? Du?!?“) und bin nach Essen gezogen, um an der Volkszwang-Hochschule fortan Rhythmik, Tanz, Tonsatz, doch noch Klavierspielen und ähnlich amüsante Dingen zu lernen.
Ja, und dann war der Geigendozent ausgebucht, und ich musste mit Gesang anfangen. Das hab ich dann an der Rudolf-Schumacher-Hochschule in Düsseldorf weiterstudiert, mit so lustigen Fächern wie Opernschule, Flamenco und Fechten, und darf mich jetzt „Diplom-Sängerin“ schimpfen.
Erste Kabaretterfahrung an der Deutschen Oper am Rhein in mikroskopisch kleinen Partien mit Dirndl und Zöpfen.
Doch, ja, natürlich mach ich auch ernsthafte Musik, sogar meistens. Aber ab und zu muss meine boshafte Natur mal raus, und das ergibt dann meine persönlichen Programme, die bisher u.a. in Düsseldorf, Hamburg und Köln zu sehen waren.
(Genausogut könnte ich schreiben, „die bisher in Ratingen, Korbach-Lelbach und Unna zu sehen waren“, aber große Städte wirken einfach besser, schon weil kein Mensch gut genug in Geographie ist, um Korbach-Lelbach auf Anhieb richtig auf der Landkarte zu plazieren.)
(Außer den Korbachern.)
„Ab sofort wird mich niemand mehr falsch besetzen außer mir selbst!“, habe ich mal in einem Interview anlässlich des 100. Todestages der von mir erfundenen Komponistin Henriette Charlotte Naegeli gesagt. „Sachen singen, die andere schon vor mir gesungen haben, das hört jetzt auf. Im Hotel will ich schließlich auch unbenutzte Bettwäsche.“
So, ich mach jetzt Schluss, muss mal eben was im Steputat nachschlagen. Sie kommen allein klar, oder?